Glimpses of Flourishing: Achtsamkeit und Bildung
Dieser Artikel ist Teil von: Glimpses of flourishing – eine Foto-Ausstellung über fundierte Hoffnung auf der Beyond Growth Conference 2024
Um eine erfolgreiche und nachhaltige Zukunft zu gestalten, ist der erste entscheidende Schritt, sie sich vorzustellen. Oft machen uns pessimistische Narrative blind für das enorme Potenzial einer aufblühenden Gesellschaft. Deshalb haben wir eine Reihe von wissenschaftlich untermauerten, KI-generierten Bildern entwickelt, um neue Narrative sichtbar zu machen - die schließlich zur Basis neuen Handelns werden könnten.
Konzept und Inhalt: the flourishing society
Fotos: Tom Poe (Artists for Future), unterstützt durch KI.
Die Ausstellung wurde finanziert durch das EU-Umweltbüro
In den vorherigen Bildern haben wir gesehen, wie eine materialistische Orientierung Wohlbefinden – individuell und gesellschaftlich – reduziert (und dagegen nicht-materielle und auf das wohl anderer bezogene Orientierungen glücklicher machen) und wie soziale Einflüsse bestimmen, welche Orientierungen wir haben. Außerdem haben wir gesehen, dass Menschen eine starke Veranlagung dazu haben, prosozial zu handeln. Ob diese gestärkt oder geschwächt wird, bestimmt auch unser gesellschaftliches Wohlbefinden, inkl. ökonomische Gleichberechtigung, Klimagerechtigkeit usw. Hier beginnen wir, diese Erkenntnisse auf verschiedene Bereiche anzuwenden.
Ein spannendes neues Forschungsfeld sind die Effekte von Achtsamkeit auf prosoziales (auf das Wohl anderer bedachtes) Verhalten. Dies ist insbesondere mit Kindern und Jugendlichen erforscht worden.
Flook et al. (2015) zeigten zum Beispiel, dass mit einem Mindfulness-based Kindness Curriculum, das Vorschulkinder absolvierten, vieles erreicht werden konnte:
Die soziale Kompetenz wurde verbessert
Lernerfolge wurden erhöht
Sozial-emotionale Entwicklung wurde gefördert, inkl. mehr prosozialem Verhalten (die Kinder teilten mehr mit anderen Kindern als die, die als Kontrollgruppe nicht am Curriculum teilnahmen).
Die Fähigkeit zur Selbstregulation wurde verbessert
Es zeigte sich, dass das Curriculum dazu führte, dass die Kinder prosozialer handelten. Dies ist, zu Ende gedacht, politisch relevant, weil es die Basis der Entscheidungsfindung beeinflusst.
Besonders interessant ist aber, dass dieser Effekt auch zu beobachten ist, wenn man nichts über kindness sagt, sondern Teilnehmende nur Achtsamkeit üben. Berry et al. (2020) wollten das überprüfen und führten eine sog. Meta-Analyse durch, bei der die Ergebnisse vieler Studien verglichen werden. Dabei fanden sie, dass Achtsamkeit allein Menschen sozialer machte. Sie führen dies darauf zurück, dass man präsenter im Moment ist und dadurch die Situation von anderen klarer wahrnimmt, ebenso wie man sich selbst klarer wahrnimmt.
Theoretisch kann dies nicht passieren, wenn wir nicht eine angelegte Tendenz zu prosozialem Verhalten hätten, die sozusagen nur den inneren Raum bekommen muss, um wahrgenommen zu werden.
Momentan basiert unser Bildungssystem stark auf extrinsischen Motivationen (wie Schulnoten usw.) und auf Konkurrenz – also dem Gegenteil dessen, was hier gefunden wurde. Damit wird schon früh die Grundlage für eine materialistische Ausrichtung gelegt, die nachgewiesenermaßen individuelles und gesellschaftliches Wohlbefinden reduziert, Gesellschaften durch den so geförderten Egoismus destabilisieren kann und die Transformation zur Nachhaltigkeit erschwert.
Umgekehrt sind viele positive Effekte von intrinsischer Motivation, nicht-materialistischen Ausrichtungen und Achtsamkeit bekannt. Neben größerem Wohlbefinden, besserer Gesundheit und vielleicht sogar längeren Telomeren sind dies auch prosozialeres Verhalten und mehr Kooperation (was wiederum nicht nur für das soziale System gut ist, sondern auch direkt individuelles Wohlbefinden verstärkt und zu besseren Beziehungen führt).
Was wären die Effekte auf unsere Gesellschaft, wenn man schon in der Schule Achtsamkeit lernen würde?
Berry, D. R., et al. (2020). Does mindfulness training without explicit ethics-based instruction promote prosocial behaviors? A meta-analysis. Personality and Social Psychology Bulletin, 46(8), 1247-1269. https://doi.org/10.1177/0146167219900418
Cheang, R., Gillions, A., & Sparkes, E. (2019). Do mindfulness-based interventions increase empathy and compassion in children and adolescents: A systematic review. Journal of Child and Family Studies, 28(7), 1765-1779. https://doi.org/10.1007/s10826-019-01413-9
Flook, L., Goldberg, S. B., Pinger, L., & Davidson, R. J. (2015). Promoting prosocial behavior and self-regulatory skills in preschool children through a mindfulness-based Kindness Curriculum. Developmental psychology, 51(1), 44. https://doi.org/10.1037/a0038256