Warum wir Hoffnung haben.

Bisher sind die Reaktionen auf Krisen der Gegenwart unzureichend – und oft erscheint die Lage hoffnungslos. Sind wir als Menschheit nicht dazu fähig? Studien und Erfahrung zeigen, dass es anders geht:

  1. Gute Beziehungen zu anderen und zu uns selbst tragen zu persönlichem Wohlsein und Glück bei. (→ mehr)

  2. Menschen finden es motivierend, zum Wohl anderer beizutragen. (→ mehr)

  3. Sich als Teil von Ökosystemen wahrzunehmen, unterstützt das persönliche Wohlergehen und fördert ein bewussteres Verhalten der Umwelt gegenüber. (→ mehr)

Auf dieser Basis können neue, nachhaltige Systeme entstehen. Durch Forschung, Analysen, Medienarbeit, Workshops und Beratung machen wir dieses Potenzial für eine aufblühende Gesellschaft zugänglich.

Grafik adaptiert aus: ÖAW (2023).

82% der Bevölkerung in Österreich sind etweder skeptisch, dass die Klimakrise gelöst werden kann, oder halten dies ganz für aussichtslos.

Wie meist über die Klimakrise berichtet wird (“die Katastrophe des Tages”) und wie manche politische Akteure (siehe Frühwald et al. 2024) über die Transformation zur Nachhaltigkeit sprechen (“Verzicht! Unmöglich! Ideologie!”), fördert diesen Pessimismus. Denn dadurch entsteht der Eindruck, dass Wege aus der Krise unmöglich seien.

Ohne Hoffnung ist es kaum möglich, der Krise zu begegnen. Dabei gibt es tatsächlich allen Grund zur Hoffnung. Eine nachhaltige, lebenswerte Gesellschaft ist möglich. Wir zeigen, wieso.

Ein Beispiel:

“The people who were happiest, who stayed healthiest as they grew old, and who lived the longest were the people who had the warmest connections with other people.”

– Robert Waldinger, Direktor der Harvard Study of Adult Development

  1. Glück

Jahrzehntelange Forschung zeigt, dass vieles, was uns hilft, wie nicht-materielle Werte, Sinn, Natur und soziale Beziehungen, auch der Welt hilft. Die Psychologie hat schon lange erkannt, dass Materialismus, ein Treiber der Weltzerstörung, unglücklicher macht, und stattdessen gute Beziehungen der wichtigste Faktor für Glück sind. Dieses Verständnis für unsere wahren Bedürfnisse nennen wir „Verbindung mit sich selbst“.

  • Gute Beziehungen mit anderen Menschen sind der wichtigste Faktor für Glück, Wohlbefinden und Gesundheit im Alter. Dies wurde in der bisher größten Langzeit-Studie gezeigt.

    Hart, J. (2023). Harvard Study of Adult Development: Human Connection is Key to Health and Well-Being. Integrative and Complementary Therapies, 29(3), 122-124. https://doi.org/10.1089/ict.2023.29074.jha

  • Menschen überall auf der Welt fühlen sich besser, wenn sie ihre finanziellen Mittel einsetzen, um anderen zu helfen.

    Aknin, L. B., Barrington-Leigh, C. P., Dunn, E. W., Helliwell, J. F., Burns, J., Biswas-Diener, R., ... & Norton, M. I. (2013). Prosocial spending and well-being: cross-cultural evidence for a psychological universal. Journal of personality and social psychology, 104(4), 635. https://psycnet.apa.org/doi/10.1037/a0031578

  • Materialismus (der Glaube, dass Besitz und Status die Hauptsache im Leben sind) verringert das Wohlbefinden, indem er Selbst-Vergleiche fördert, zu Unsicherheit führt und gelingendere Strategien verdrängt.

    Dittmar, H., Bond, R., Hurst, M., & Kasser, T. (2014). The relationship between materialism and personal well-being: A meta-analysis. Journal of personality and social psychology, 107(5), 879.

  • Soziale Zugehörigkeit und Sinn im Leben stärken einander – und beide stärken das Wohlbefinden.

    Lambert, N. M., Stillman, T. F., Hicks, J. A., Kamble, S., Baumeister, R. F., & Fincham, F. D. (2013). To belong is to matter: Sense of belonging enhances meaning in life. Personality and social psychology bulletin, 39(11), 1418-1427. https://doi.org/10.1177/0146167213499186

2. Sozial-Verhalten

Viele denken, dass Menschen egoistisch und unsozial sind – doch jahrzehntelange Forschung zeigt, dass dies nicht stimmt. Wir haben eine angeborene Tendenz zu pro-sozialem Verhalten und anderen zu helfen macht uns glücklicher, als uns auf uns selbst zu konzentrieren. Altruismus ist vielleicht sogar die Grundlage menschlicher Interaktion. Das Erkennen dieses Potenzials für positive Verbindungen nennen wir „Verbindung miteinander“.

  • Wir unterschätzen oft, wie sozial Menschen wirklich sind. In einem Experiment erkannten die meisten Teilnehmenden egoistische Handlungen, aber sie hielten auch selbstlose Taten für egoistisch. Dadurch kann ein Teufelskreis entstehen: Menschen verhalten sich egoistisch, weil sie das Gleiche von anderen erwarten. Diesen Teufelskreis können wir durchbrechen, wenn wir uns nicht von unserem „Egoismus-Bias“ täuschen lassen.

    Critcher, C. R., & Dunning, D. (2011). No good deed goes unquestioned: Cynical reconstruals maintain belief in the power of self-interest. Journal of Experimental Social Psychology, 47(6), 1207-1213. https://doi.org/10.1016/j.jesp.2011.05.001

  • Menschen helfen einander oft, ohne dass dabei Gegenleistungen eine Rolle spielen. Diese Studie fand heraus, dass dadurch Vertrauenswürdigkeit gezeigt wird – ein Fundament menschlichen Zusammenlebens.

    Jordan J.J., Hoffmann M., Nowak M.A., Rand D.G. (2016): Uncalculating cooperation is used to signal trustworthiness. PNAS vol.113 no.31. https://doi.org/10.1073/pnas.1601280113

  • In der Entwicklung der menschlichen Art zeigt sich, dass freundlichere Menschen evolutionäre Vorteile hatten, wodurch wir als Art insgesamt kooperativer wurden. Dies begründete unseren großen Erfolg.

    Hare, B. (2017). Survival of the freindliest: homo sapiens evolved via selection for prosociality. Annual review of psychology, vol. 68, issue 1. https://doi.org/10.1146/annurev-psych-010416-044201

  • Menschen nehmen gerne Nachteile in Kauf, um anderen (etwa folgenden Generationen) Vorteile zu ermöglichen – aber nur, wenn dies gemeinsam beschlossen und von allen gleichermaßen getragen wird. Politik, die nicht von universellem Eigennutz ausgeht, kann das ermöglichen.

    Hauser, O. P., Rand, D. G., Peysakhovich, A., & Nowak, M. A. (2014). Cooperating with the future. Nature, 511(7508), 220-223. https://doi.org/10.1038/nature13530

3. Ökologie-Bewusstsein

Wir Menschen sind Teil der ökologischen Umwelt und von ihr abhängig, in gleichem Maße wie wir sie beeinflussen. Während viele Kulturen diese Interdependenz anerkennen, hat sich in Europa die Vorstellung durchgesetzt, dass Menschen und Natur getrennt sind. Doch Forschung und Erfahrung zeigen, dass die Verbindung zwischen Mensch und Natur menschliches und planetares Wohlbefinden unterstützt. Dieses Verständnis von wechselseitiger Abhängigkeit mit der Natur nennen wir "Verbindung mit der Welt".

  • Eine der bedeutendsten Veränderungen zur Förderung des menschlichen und planetaren Wohlbefindens ist die Stärkung der psychologischen Verbindung zwischen Menschen und Natur sowie die Gestaltung institutioneller Strukturen, die nachhaltiges Verhalten unterstützen.

    Abson, D.J., Fischer, J., Leventon, J. et al. Leverage points for sustainability transformation. Ambio 46, 30–39 (2017). https://doi.org/10.1007/s13280-016-0800-y

  • Die Analyse aktueller Forschung zeigt: Ein Gefühl der Verbundenheit mit der Natur wird mit einer größeren Bereitschaft zu umweltfreundlichem Verhalten assoziiert.

    Whitburn, J., Linklater, W., & Abrahamse, W. (2020). Meta‐analysis of human connection to nature and proenvironmental behavior. Conservation biology, 34(1), 180-193. https://doi.org/10.1111/cobi.13381

  • Holistische Umweltmanagementmethoden, die auf der Erkenntnis der Mensch-Natur Interdependenz beruhen, sind der Schlüssel zum Erreichen langfristiger ökologischer Nachhaltigkeit.

    Lertzman, K. (2009). The paradigm of management, management systems, and resource stewardship. Journal of Ethnobiology, 29(2), 339–358. https://doi.org/10.2993/0278-0771-29.2.339

  • Verbindung zu Natur trägt zu Wohlergehen auf individueller und gemeinschaftlicher Ebene bei, indem sie z.B. Achtsamkeit und gemeinschaftlichen Zusammenhalt fördert.

    Capaldi, C. A., Passmore, H. A., Nisbet, E. K., Zelenski, J. M., & Dopko, R. L. (2015). Flourishing in nature: A review of the benefits of connecting with nature and its application as a wellbeing intervention. International Journal of Wellbeing5 (4). https://doi.org/10.5502/ijw.v5i4.449

Momentan beruhen viele unserer Systeme auf Annahmen, die eine lebenswerte Zukunft unmöglich erscheinen lassen. Wenn wir aber erkennen, dass wir all dieses Potenzial haben, werden Lösungen möglich.

Verweise

Frühwald, J., Maringer, F., Pixer, A., Rogenhofer, K., Wendelin, W. (2024). [KON]TEXTANALYSE #1: Klimadebatte in Österreich: Zwischen Apellen und Verschleppung: Klimadiskurs-Monitoring 2023. In: KONTEXT – Institut für Klimafragen.

ÖAW (2023). 87 Prozent der Österreicher:innen erwarten wenig von Klimakonferenz. (n.d.). Retrieved August 20, 2024, from https://www.oeaw.ac.at/news/87-prozent-der-oesterreicherinnen-erwarten-wenig-von-klimakonferenz-1